100 Jahre Vinschgerbahn -
Historie
Alte Schreibweise Vintschgaubahn:
Im Juli 1906 eröffnete Bahnstrecke durch den
Vinschgau von Bozen bzw. Meran nach Mals in
Südtirol. Ab 1918 betrieben von der FS. Die 60 km
lange Strecke, die das Tal der Etsch (Adige)
erschließt, war ursprünglich als
Teilstück einer Alpentransversale westlich des
Brenners geplant. Sie sollte über den Reschenpass
ins Inntal und weiter bis Landeck an der Arlbergbahn
geführt werden. Die Teilung Tirols nach dem Ersten
Weltkrieg verhinderte die Verwirklichung dieses
Projekts. Auch eine Verknüpfung mit der
Rhätischen Bahn war mit dem Projekt der
Ofenbergbahn angedacht.
Der von der FS offenbar zuletzt
nur sehr halbherzig betriebene weil defizitäre
Bahnbetrieb wurde 1989 eingestellt, der Personenverkehr
von Autobussen übernommen. Die Gleisanlagen etc.
wurden jedoch glücklicherweise nicht abgetragen,
um z.B. als Fahrradwege und Straßen umgebaut zu
werden, wie vielerorts praktiziert.
1998 ging die Bahnstrecke von der
FS bzw. der Nachfolgeorganisation für das
Schienennetz RFI in den Besitz des Landes Südtirol
über. Da der Busverkehr wegen ungenügender
Straßenverhältnisse wenig zufriedenstellend
war, wurde die Bahnstrecke auch auf Druck der
Bevölkerung in den Jahren 2000–2004 mit
einem Aufwand von 118 Mio Euro grundlegend saniert und
reaktiviert, was teilweise einem Neubau gleichkam.
Mehrere Tunnel wurden
aufwändig saniert, vier alte Stahlbrücken
wurden ersetzt.
Alle alten Stationsgebäude,
die beiden Remisen in Mals und Meran, sogar die
hölzernen Güterschuppen, die Wassertürme
und weitere Nebengebäude wurden sorgfältig
originalgetreu renoviert, auch wenn einige für den
aktiven Bahnbetrieb dank zentraler Steuerung heute
meist nicht mehr gebraucht werden (automatisches
Streckenführungs-, Datenübermittlungs- und
Video-Überwachungssystem in Meran).
Als historisches Relikt des
Dampflokzeitalters blieb am Endbahnhof Mals auch der
statt einer Drehscheibe zum Wenden der Lokomotiven
verwendete 5er-Gleisstern erhalten. Nach fünfmaligem
Richtungswechsel konnten die Lokomotiven wieder vor die
talabwärts fahrenden Züge gekuppelt werden.
Auf der Vinschgerbahn verkehrten
übrigens bis ca. 1975 die letzten Exemplare der ALn 556 BREDA Schienenbusse (”Littorine”,
Bj.1938–40), ehemals innovatives Highlight der
Diesel-Eisenbahnfahrzeugtechnik der Mussolini-Ära.
Ein ALN 556 BREDA (nicht zu
verwechseln mit dem völlig anders aussehenden ALn
556 von FIAT) und die letzte erhaltene Dampflokomotive
der Vinschgerbahn und gleichzeitig älteste aktive
FS-Dampflok, Gr 899.006 (Bj. 1882 Krauss & Co., ex
kkStB 294.09 Kriegsreparationsleistung, ex
Bozen-Meraner-Bahn ”2 Meran”, ähnlich
preußische ”T3”), befinden sich heute
im FS Eisenbahnmuseum in Pietrarsa bei Neapel.
STADLER Diesel-Triebwagen
Vinschgerbahn GTW 2/6 bei der Überführung der
ersten Triebwagen (Bahnhof Brenner, Mai 2004)
Seit 5. Mai 2005 wurde der
fahrplanmässige Personenverkehr mit bisher 8
Triebwageneinheiten STADLER GTW 2/6 DMU-2 wieder
aufgenommen und erfreut sich dank attraktivem Fahrplan
immer größerer Beliebtheit bei Einheimischen
und Touristen und steigender Passagierzahlen.
Die Vinschgerbahn zählt
heute zu den modernsten Regionalbahnen Europas.
Betriebsführung: STA
Südtiroler Transportstrukturen AG
im Auftrag des TRANSPORTVERBUND
SÜDTIROL / TRASPORTO INTEGRATO ALTO ADIGE
Provincia Autonoma di Bolzano
Touristik: Der Vinschgau ist durch sein mildes
Klima, attraktive Landschaft mit ausgedehnten
Obstbauanlagen, zahlreichen Burgen etc. für
Touristen, Erholungssuchende, Skifahrer, Wanderer, und
Eisenbahnfreunde einen Besuch wert. An einigen
Stationen der Vinschgerbahn kann man übrigens
preisgünstig Fahrräder mieten.
STADLER GTW 2/6 DMU-2: Technische
Daten des Vorbilds:
Hersteller: STADLER Altenrhein
AG, CH-Altenrhein, Schweiz
STADLER ist auch Hersteller
zahlreicher bekannter Eisenbahn-Fahrzeuge,
z.B. Panoramawagen der
Rhätischen Bahn (Glacier- und Bernina-Express).
Achsanordnung: 2’Bo’2
104 Sitzplätze, 110
Stehplätze, Mehrzweckraum mit Platz für ca.
10 Fahrräder
Länge über Kupplung
39,5 m
Dienstgewicht 66 t
Höchstgeschwindigkeit 140
km/h
GFK Front mit automatischer
Scharfenberg-Kupplung
Vielfachsteuerung bis zu drei
Triebwagen möglich
Antrieb im 2-achsigen
”Power Modul”-Traktions-Mittelteil. Dadurch
sind Schall-und Vibrationsquellen von den
Fahrgastmodulen schwingungstechnisch entkoppelt. Innen
mit einem 80 cm breiten Durchgang für die
Passagiere.
Neues Antriebskonzept mit 2
Dieselmotoren. Vorteile sind grösseres
Beschleunigungsvermögen, niedrigere Emissionswerte
und Redundanz von Antriebsausrüstung und
Hilfsbetriebeversorgung.
2 Antriebsstränge mit je
einem MAN-Dieselmotor (390 kW), Asynchrongenerator,
IGBT-Stromrichter und
Asynchronfahrmotor.
Weiteres siehe die Informationen
und Download-PDFs auf der STADLER-WEBsite.